Atom "Energie"
https://www.spiegel.de/wissenschaft/
21.12.2024
Nach 17-jähriger Bauzeit und mit zwölf Jahren Verspätung ist der European
Pressurized Water Reactor (EPR) im französischen Flamanville ans Netz
gegangen. Der ab 2007 gebaute Europäische Druckwasserreaktor (EPR) in
Flamanville sollte ursprünglich bereits 2012 ans Netz gehen, die
Fertigstellung verzögerte sich wegen technischer Probleme und Pannen
jedoch immer weiter. Die Gesamtkosten wurden von Electricité de France
(EDF), einem Staatsunternehmen, zuletzt mit 13,2 Milliarden Euro
angegeben, etwa viermal mehr als vorgesehen. Der französische Rechnungshof
hatte die Kosten 2020 sogar auf 19 Milliarden geschätzt. Weltweit sind
bislang drei Reaktoren mit der EPR-Technik in Betrieb, einer in Finnland
und zwei in China. Beim finnischen EPR Olkiluoto 3 wurden die Erwartungen
ähnlich enttäuscht wie in Flamanville, bis zur Inbetriebnahme 2022
vergingen auch dort 17 Jahre. Im britischen Projekt Hinkley Point C baut
EDF mit chinesischer Hilfe gleich zwei EPR. Dort rechnet der Konzern nun
mit Kosten von rund 50 Milliarden Euro. Der erste der beiden Reaktoren
soll nach aktuellem Stand um 2030 fertig werden, zwölf Jahre nach
Baubeginn.
nzz 2024_0209 (Hans-Rudolf Zulliger, Physiker und Nuklear-Ingenieur)
(…)
Einige Gegner des neuen Stromgesetzes propagieren als Alternative
neuartige Atomkraftwerke. Als Nuklear-Ingenieur und Physiker entgegne ich
hier: Wer auf neue Atomkraftwerke setzt, fährt eine Hochrisikostrategie.
Und damit meine ich nicht einmal das Risiko eines atomaren GAU, den
radioaktiven Müll oder importiertes russisches Uran.
Wer jetzt auf neue Nukleartechnologie setzt, wettet auf ein Kraftwerk, das
frühestens in 25 Jahren Strom liefert.
(…)
Ausgehend vom Artikel in der nzz 2024_0129,
Hinweise zu drei Bauprojekten:
– England
Im März 2013 wurde die Erweiterung von Hinkley Point um zwei weitere
Reaktoren (Hinkley Point C1 und C2) mit zusammen 3260 MW genehmigt.
Die Baukosten wurden auf ca. 18 Milliarden 20,9 Mrd. Euro veranschlagt.
Nach mehreren Kostensteigerungen und Verzögerungen beim Bau ging EDF im
Februar 2023 von Baukosten in Höhe von 37,9 Mrd. Euro und einer
Inbetriebnahme im September 2028 aus.
– Frankreich
Baubeginn Kernkraftwerk Flamanville in der Normandie Ende 2007.
Électricité de France prognostizierte eine Fertigstellung 2012 und
Baukosten in Höhe von 3,3 Milliarden Euro.
Im Dezember 2022 wurde bekannt, dass die Mehrkosten auf 10 Milliarden und
die Gesamtkosten damit auf voraussichtlich 13,2 Milliarden ohne
Finanzierungskosten von rund 5 Milliarden € steigen. Die Befüllung mit
Brennstäben ist Mitte 2024 geplant.
– Finnland
Offizieller Baubeginn für Block 3 in Olkiluoto war der 12. August 2005.
Als Kaufpreis wurden ursprünglich etwa 3 Milliarden Euro für ein
"schlüsselfertiges" Kraftwerk vereinbart und damit einige wesentliche
Herstellungsrisiken auf die ausführenden Firmen verlagert.Die
Fertigstellung wurde für 2009 vereinbart.
Als der Reaktor am 18. Februar 2022 schließlich seinen Probebetrieb
aufnahm, waren die Investitionskosten auf das nahezu Vierfache der
ursprünglich geplanten Summe gestiegen. Sie betrugen circa 11 Milliarden
Euro.
Quelle zu allen 3 Projekten: de.wikipedia.org
nzz_atom_Leserbriefe_Heinz
atomare Planwirtschaft
AKWs sind die Dombauten der
Neuzeit
Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl ereignete sich am 26. April 1986 in
Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der ukrainischen Stadt
Prypjat. Auf der siebenstufigen internationalen Bewertungsskala für
nukleare Ereignisse wurde sie als erstes Ereignis in die höchste Kategorie
katastrophaler Unfälle eingeordnet.
Die Zielsetzung des „Shelter Implementation Plan“ ist, zunächst einen
stabilen Zustand für die nächsten 50 - 100 Jahre zu erreichen. Wesentlich
für die Umsetzung dieses Ziel ist die Errichtung eines neuen Einschlusses,
ein "Atom-Sarkophag" (Fertigstellung 2019).
Die gesundheitlich gefährlichsten Elemente, die in die Umwelt gerieten,
waren Jod 131 (Halbwertszeit 8 Tage) sowie die langlebigen Stoffe
Strontium 90 (Halbwertszeit 28 Jahre) und Cäsium 137 (Halbwertszeit 30
Jahre).
Die ebenfalls hochgefährlichen Stoffe Plutonium 238 (Halbwertszeit 87,7
Jahre), Plutonium 240 (Halbwertszeit 6560 Jahre) und Plutonium 239
(Halbwertszeit 24'100 Jahre) haben die Umgebung des Reaktors in einem
Umkreis von ca 100 Kilometer kontaminiert.
Der Kölner Dom wurde 2005 nach ca. 600-jähriger Bauzeit "fertiggestellt".
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